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DBT (DIALEKTISCH BEHAVIORALE THERAPIE) BEI BORDERLINE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG

Die verschiedenen Begrifflichkeiten wie „Borderline Syndrom“, „Borderline Störung“ oder „Borderline“ stehen für die „Borderline Persönlichkeitsstörung“, in der Fachsprache auch als „Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline Typ“ genannt. Diese psychische Erkrankung umfasst verschiedene Problembereiche wie heftige Gefühlszustände, Gefühlsausbrüche, Spannungszustände, Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität, Angst verlassen zu werden, Selbstverletzungen oder Suizidgedanken.

Im Klassifikationssystem DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), welches von der APA (American Psychiatric Association) entwickelt wurde, werden die folgenden Kriterien für das Vorliegen einer Borderline Persönlichkeitsstörung aufgeführt:

  • Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden
  • Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist
  • Identitätsstörung: Ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung
  • Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Essanfälle)
  • Wiederholte suizidale Handlungen, Suizidandeutungen, Suiziddrohungen oder Selbstverletzung
  • Emotionale Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung
  • Chronisches Gefühl von Leere
  • Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren
  • Vorübergehende, durch Belastung ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome (Abspaltung des Bewusstseins)

Wenn mindestens 5 dieser Kriterien vorliegen, deutet dies auf das Krankheitsbild einer Borderline Persönlichkeitsstörung hin.

Bei der Entstehung der Borderline Persönlichkeitsstörung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Dazu gehören belastende oder traumatische Erlebnisse im Verlauf des Lebens, das Vorkommen von psychischen Auffälligkeiten oder Erkrankungen innerhalb der Familie und eine stark erhöhte Sensibilität der Gefühle, was zu einem Leidensdruck führt. Letzteres wird auch als Störung der Emotionsregulation bezeichnet. Dies umschreibt ein sehr schnelles Auftreten von Gefühlen (hohe Sensibilität), welche stark ausgeprägt sind und somit intensiv erlebt werden. Die Gefühle halten lange an, dadurch sind Betroffene länger in starken Gefühlszuständen und es braucht, im Vergleich zu nicht Betroffenen, mehr Zeit, bis dieser Zustand nachlässt. Durch solche Störungen im Umgang mit den eigenen Gefühlen kommt es zu problematischen Verhaltensmustern, beispielsweise Selbstverletzung, Essstörung, Drogenkonsum, Suizidgedanken, heftige Wut oder sozialer Rückzug. Oft stellen diese Verhaltensmuster einen Versuch dar, die intensiven Gefühlszustände zu kontrollieren.

Eindeutig ja. Das Ziel einer Psychotherapie ist, zu lernen mit der Borderline Persönlichkeitsstörung umzugehen, um dadurch die Symptome zu reduzieren oder ohne die Symptome einer Borderline Persönlichkeitsstörung zu leben. Daneben spielen vorhandene Stärken auch eine wichtige Rolle. Personen, die an einer Borderline Persönlichkeitsstörung leiden, sind oft humorvoll, intelligent, kreativ oder haben eine ausgeprägte Wahrnehmung im zwischenmenschlichen Kontakt. In der Therapie kann herausgearbeitet werden, wie diese Stärken hilfreich im Alltag eingesetzt werden können. Die Psychotherapie, insbesondere nach dem Ansatz der DBT, kann eine wesentliche Unterstützung im Heilungsprozess darstellen.

DBT (Dialektisch Behaviorale Therapie) ist eine spezielle Therapieausrichtung, zur Behandlung der Borderline Persönlichkeitsstörung. Entwickelt wurde diese Richtung von der bekannten amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan, die selbst an der Borderline Persönlichkeitsstörung litt. Um während der Behandlung auf die individuellen Problembereiche der Borderline Persönlichkeitsstörung eingehen zu können, ist es wichtig eine persönliche Zielformulierung zu erstellen. Wenn selbstschädigende Verhaltensweisen, Selbstverletzung oder Suizidalität vorliegen, geht es zunächst darum, diese zu reduzieren und kontrollieren zu lernen, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Hilfreich hierfür sind sogenannte Stresstoleranzskills, die dazu dienen, starke Spannungszustände zu verringern.   Im weiteren Verlauf wird der Fokus auf die Reduzierung des Leidensdrucks und der Erhöhung der Lebensqualität gelegt. Dies erfolgt beispielsweise durch die Arbeit an der Verbesserung des Selbstwertgefühls, der Erhöhung von sozialer Kompetenz, einem hilfreichen Umgang mit Gefühlen, dem Aufbau oder der Förderung von Beziehungsfähigkeit oder der Akzeptanz von nicht veränderbaren Tatsachen. In der DBT spielt Achtsamkeit ebenfalls eine wichtige Rolle. Hiermit ist eine bestimmte Form der Aufmerksamkeitslenkung gemeint, die sich auf den gegenwärtigen Moment konzentriert und nicht wertend ist.

Dies kommt einerseits auf den Schweregrad der Borderline Persönlichkeitsstörung darauf an und andererseits auf die persönliche Bereitschaft, Psychopharmaka über einen bestimmten Zeitraum einzunehmen. Wenn die Einnahme von Psychopharmaka indiziert und gewünscht wird, kann dies in Zusammenarbeit mit einem Psychiater / einer Psychiaterin oder Ihrem Hausarzt / Ihrer Hausärztin erfolgen.

Es ist schwierig im Vorherein die genaue Anzahl von Sitzungen zu bestimmen. Manchmal reichen bereits wenige Sitzungen aus, um die Symptomatik zu reduzieren. Eine erfolgreiche und umfassende Therapie kann aber auch einen längeren Zeitrahmen, von mehreren Monaten oder Jahren erfordern.

Wenn Sie Symptome einer Borderline Persönlichkeitsstörung bei sich feststellen, ist es wichtig, zeitnah professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um wieder an Lebensfreunde zu gewinnen und um Krisen sowie Spannungszustände in den Griff zu bekommen. Durch eine Psychotherapie kann eine weitere Verschlechterung der Symptomatik verhindert werden und der Heilungsprozess verkürzt werden.