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PSYCHOLOGISCHE BERATUNG/PSYCHOTHERAPIE BEI NARZISSTISCHER PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG

Der Begriff „Narzissmus“ steht für eine ausgeprägte Selbstverliebtheit und Selbstbezogenheit.

Der Übergang zwischen einem gesunden Selbstbewusstsein und einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist fliessend. Gewisse narzisstische Anteile können hilfreich und wichtig sein, gerade in unserer derzeitigen leistungsorientierten Gesellschaft. Von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist dann auszugehen, wenn ein persönlicher Leidensdruck besteht. Dies kann sich beispielswiese durch das wiederkehrende Gefühl von nicht verstanden, nicht anerkannt oder nicht geschätzt zu werden zeigen. Es kann zu Schwierigkeiten im Beruf (z.B. durch Konflikte mit Mitarbeitern) oder Probleme in Beziehungen (z.B. wiederholte Beziehungsabbrüche) kommen. Häufig bemerkt das Umfeld das Vorliegen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung bevor man es selbst feststellt.

Im Klassifikationssystem DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), welches von der APA (American Psychiatric Association) entwickelt wurde, werden die folgenden Kriterien für das Vorliegen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung aufgeführt:

  1. hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (übertreibt eigene Leistungen und Talente, erwartet ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden)
  2. ist stark eingenommen von Phantasien grenzenlosen Erfolges, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe
  3. glaubt von sich „besonders“ und einzigartig zu sein und von anderen, besonderen oder angesehenen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können
  4. verlangt nach übermäßiger Bewunderung
  5. legt ein Anspruchsdenken an den Tag, d.h. übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen
  6. ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, d.h. zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen
  7. zeigt einen Mangel an Empathie (Einfühlsamkeit): ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren
  8. ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie
  9. zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Haltungen

Wenn mindestens 5 dieser Kriterien vorliegen, deutet dies auf das Krankheitsbild einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hin.

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Entstehung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Dazu gehören das Vorkommen von psychischen Auffälligkeiten oder Erkrankungen innerhalb der Familie, belastende Erfahrungen in der Lebensgeschichte oder ein bestimmter Erziehungsstil der Eltern. Wenn das Kind zu stark vermittelt bekommt etwas Besonderes oder besser als andere zu sein, kann dies die Entstehung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung fördern. Ebenfalls kann eine zu starke Leistungsorientierung zur Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung beitragen, z.B. indem das Kind nur dann belohnt wird/Anerkennung bekommt/wahrgenommen wird, wenn er/sie eine bestimmte Leistung (z.B. gute Noten) erbracht hat. Dadurch lernt das Kind, nur dann wertvoll/wichtig/liebenswert zu sein wenn es etwas geleistet hat.

Durch eine psychologische Beratung oder Psychotherapie haben Sie die Möglichkeit zu lernen mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung umzugehen und so den eigenen Leidensdruck oder den Leidensdruck des Umfeldes zu minimieren. In dem Sinne ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung heilbar.

Personen, die an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, haben meist auch viele Stärken. Sie sind redegewandt, charmant, charismatisch, haben ein selbstsicheres Auftreten, sind aufmerksam und zugewandt. In einer Beratung oder Therapie geht es darum, die Ressourcen zu fördern und problematische Verhaltens- und Denkmuster zu reduzieren. Sie können Strategien erlernen um wiederkehrende, problematische Muster zu durchbrechen und Sie erfahren, wie Sie zwischenmenschliche Beziehungen gestalten können um einerseits Nähe zu erleben, verstanden zu werden, Anerkennung zu erfahren und andererseits um Beziehungen aufrecht zu erhalten.

In der Psychotherapie oder Beratung verwende ich Elemente und Interventionen aus der Verhaltenstherapie und der Schematherapie nach Young. Hierbei geht es um die Bearbeitung sogenannter „Schemata“ (bestimmtes Muster von Gefühlen, Erinnerungen, Gedanken und Körperempfindungen, was Verhalten steuert oder beeinflusst).

Es ist schwierig im Vorherein die genaue Anzahl von Sitzungen zu bestimmen. Manchmal reichen bereits wenige Sitzungen aus, um die Symptomatik zu reduzieren. Eine erfolgreiche und umfassende Therapie kann aber auch einen längeren Zeitrahmen, von mehreren Monaten oder Jahren erfordern.

Sie können die betroffene Person darauf hinweisen und die Kriterien einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zusammen durchgehen. Schlagen Sie der betroffenen Person vor, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Somit hat er/sie die Möglichkeit die schwierigen Verhaltensmuster und problematischen Einstellungen zu verändern.

Wenn Sie Symptome einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung bei sich feststellen oder Personen aus Ihrem Umfeld Sie darauf aufmerksam machen, ist es wichtig zeitnah professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.